Nadine Nell-Tuor, PH Zug
Eigenschaften von Fragen und Aufträgen
Zuhörförderung bedeutet, dass Aufträge so formuliert sind, dass sie die Schüler:innen zu Aktivitäten anregen, die ihnen das Verstehen erleichtern. Damit ist das Ziel verbunden, dass die Schüler:innen lernen, entsprechende Aktivitäten eigenständig auszuführen.
Förderung = Aufträge formulieren, welche die Schüler*innen beim Verstehen begleiten
Der Zuhörprozess kann in drei Phasen unterteilt werden:
vor – während – nach dem Hören.
Vor dem Zuhören sind drei wesentliche Punkte zu beachten:
Hörziel besprechen
Die Schüler:innen sollten wissen, was anschliessend von ihnen verlangt wird. Nur so können sie eine Zuhörabsicht bilden.
Lexikalisch vorentlasten
Die für das Verständnis zentralen Wörter (sog. Schlüsselwörter) sind mit den Schülerinnen und Schülern zu besprechen, wenn sie nicht als bekannt vorausgesetzt werden können.
Zuhöraufmerksamkeit vorbereiten
Spielerische Übungen, Rhythmisierungen sowie das Aufräumen des Arbeitsplatzes helfen, die Aufmerksamkeit auf die bevorstehende Aufgabe zu lenken.
Während des Zuhörens ist zu unterscheiden, welche Art von Verstehen gefragt ist:
zielgerichtet = einzelne Informationen heraushören
global = den Text als grobes Ganzes erfassen, den roten Faden erkennen
detailliert = den Text ist in seiner Gesamtheit, mit all seinen Details erfassen
Globales Verstehen ist grundsätzlich einfacher als detailliertes Verstehen. Die Schüler:innen sollten vorgängig wissen, welches Verstehen von ihnen verlangt wird.
Aufträge, die unterstützen können, sind etwa:
Zum zielgerichteten Verstehen
bestimmte Informationen heraushören und notieren
eine Zeichnung nach Anleitung fertig stellen
einen in der Abfolge passenden Lückentext ausfüllen
Zum globalen Verstehen
Bilder in die richtige Reihenfolge legen
Titel zu den Abschnitten finden
globale Aussagen zum Text beurteilen
Mindmap, Grafik, Beziehungsnetz erstellen
Zum detaillierten Verstehen
Detailaussagen bewerten, Zusammenhänge erkennen
eine Skizze anfertigen und beschriften
vorgegebene Textelemente schriftlich ergänzen
Nach dem Zuhören geht es schliesslich um das Verstehen und Interpretieren. Hierbei dienlich sind:
einen passenden Titel suchen
Zeitstrahl mit Handlungsschritten zeichnen
Gehörtes als Pantomime, Rollenspiel darstellen
persönliche Gedanken, eigene Meinung äussern
Zusammenfassung schreiben
Repetitionsfragen für Mitschüler/-innen formulieren
weiterführende Fragen formulieren
zu einzelnen Punkten Stellung nehmen
Hier findest du eine Zusammenstellung möglicher Aufträge für die Phasen vor - während - nach dem Zuhören:
Beurteilung = Aufträge formulieren, welche das Verständnis abfragen
Beim Formulieren von Aufträgen bzw. Fragen ist zu unterscheiden, was überprüft werden soll:
Erkennen der Textfunktion, Textsorte
Art des Verständnisses: global, gezielt, detailliert
Erkennen expliziter (im Text genannt) oder impliziter (aus dem Text zu erschliessen) Informationen
Deutung verbaler, paraverbaler (z. B. Stimmlage einer Person) oder nonverbaler (Gestik, Mimik) Informationen
Quelle:
Müller, Karla (2012): Hörtexte im Deutschunterricht. Poetische Texte hören und sprechen. Seelze: Kallmeyer und Klett, S. 89.